Verbrennung von unverwertbarem Schadholz

Substitution von Kohle mit stofflich nicht verwertbarem Waldschadholz als Energieträger in Kohlekraftwerken in Bayern

Dringlichkeitsantrag 1

der Abgeordneten Florian Streibl, Dr. Fabian Mehring, Nikolaus Kraus, Dr. Leopold Herz, Prof. (Univ. Lima) Dr. Peter Bauer, Manfred Eibl, Susann Enders, Dr. Hubert Faltermeier, Hans Friedl, Tobias Gotthardt, Eva Gottstein, Joachim Hanisch, Wolfgang Hauber, Johann Häusler, Alexander Hold, Rainer Ludwig, Gerald Pittner, Bernhard Pohl, Kerstin Radler, Gabi Schmidt, Jutta Widmann, Benno Zierer und Fraktion (FREIE WÄHLER),


Thomas Kreuzer, Prof. Dr. Winfried Bausback, Alexander König, Tobias Reiß, Tanja Schorer-Dremel, Eric Beißwenger, Sandro Kirchner, Martin Schöffel, Volker Bauer, Barbara Becker, Alfons Brandl, Wolfgang Fackler, Alexander Flierl, Petra Therese Högl, Dr. Martin Huber, Dr. med. vet. Petra Loibl, Dr. Beate Merk, Benjamin Miskowitsch, Martin Mittag, Walter Nussel, Ulrike Scharf, Thorsten Schwab, Klaus Steiner, Klaus Stöttner, Martin Wagle und Fraktion (CSU)

Der Landtag wolle beschließen:

Die Staatsregierung wird aufgefordert,

sich beim Bund weiterhin für die Förderung der Möglichkeit zur Mitverbrennung holzartiger Biomasse in Kohlekraftwerken einzusetzen und sich dahingehend schnellstmöglich mit den Kohlekraftwerksbetreibern in Verbindung zu setzen. Um die Beimischungsanteile möglichst effektiv erhöhen zu können ohne dabei erhebliche Umbaumaßnahmen an den Kraftwerken vornehmen zu müssen, soll hierbei insbesondere auch die Veredelung von holzhaltiger Biomasse zur energetischen Nutzung mitberücksichtigt werden.
Zudem wird die Staatsregierung aufgefordert zu überprüfen, inwieweit Kohlekraftwerksbetreiber in Bayern in die Lage versetzt werden können, ihre Anlagen soweit umzurüsten, um auch hohe Holzanteile (im besten Fall bis 100 Prozent) ohne eine vorhergehende Veredelung für die energetische Nutzung nutzen zu können.

Begründung:

Die Forstwirtschaft befindet sich derzeit in einer der größten Krisen der letzten Jahrzehnte. Waren schon die vergangenen Jahre äußerst schwierig und für viele Waldbesitzer existenzbedrohend, so hat sich heuer die Situation wegen den Sturmschäden und Corona noch einmal verschärft. Die Kalamitätsprognosen für diese Jahr lassen noch Schlimmes erahnen. Der Rohstoff Holz ist kaum noch absetzbar.

Wegen fehlender Liquidität und fehlendem Absatz werden mittlerweile notwendige Aufarbeitungen von Schadholz und anderen Waldschutzarbeiten zum Erhalt der Wälder oftmals unterlassen, was zu einer weiteren massiven Zunahme des Borkenkäferbefalls führt. Ein katastrophales Beispiel dazu sieht man derzeit in Tschechien mit über 200 Millionen Festmeter abgestorbener Fichtenwälder. Für unseren Wald, unsere Kulturlandschaft und den betroffenen Waldbesitzer ein Horrorszenario. Daher müssen dringend neue Absatzmöglichkeiten für dieses nicht veräußerbare Holz geschaffen werden. Hierbei kann nur die energetische Nutzung des Holzes in unseren Kohlekraftwerken Abhilfe schaffen.
Holz ist ein sehr heterogener Energieträger, der von Stückgut über Hackschnitzel bis hin zu hochveredelten Pellets reicht. Die Mitverbrennung von zehn Prozent holzartiger Biomasse in Kohlekraftwerken ohne vorhergehende Umrüstungen in Form von Holzhackschnitzeln wird als technisch unbedenklich erachtet. Zudem werden durch die Zerkleinerung, Trocknung und Verdichtung von Holz die Eigenschaften von Holz denen von Kohle sehr ähnlich. Der Anteil, welcher aus technischer und logistischer Sicht in den Kohlekraftwerken mitverbrannt werden könnte, kann sich somit beispielsweise durch den Einsatz veredelter Holzpellets auf bis zu 50 Prozent erhöhen. Aus den genannten Gründen sollte dringend Kontakt mit den Kohlekraftwerksbetreibern aufgenommen und geprüft werden, inwieweit deren Kohlekraftwerke in Bayern soweit umgerüstet werden könnten, damit auch hohe Holzanteile (im besten Fall bis 100 Prozent) ohne vorhergehende Veredelungen für die energetische Nutzung genutzt werden können. Da es sich in Bayern ausschließlich um Steinkohlekraftwerke handelt, kann dieses Co-Fireing nur gemeinsam mit den Kraftwerksbetreibern umgesetzt werden. Auch kann die von der Bundesregierung beschlossene C0²-Abgabe ab nächstem Jahr ein Anreiz für die Betreiber sein, vermehrt Schadholz aus bayerischen Wäldern zu verwenden.
Neben den genannten wirtschaftlichen Faktoren, welche für eine energetischen Nutzung des derzeit in Bayerns Wäldern anfallenden Holzes sprechen, dürfen auch die ökologischen Vorteile der Nutzung nicht außer Acht gelassen werden. Wenn das Holz in unseren Wäldern aufgrund der schwierigen Absatzsituation verbleibt und letztendlich auch hier verrottet, werden unnötig gewaltige Mengen an Kohlendioxid freigesetzt, welche an anderer Stelle eingespart werden könnten. Zudem ist es dringend notwendig, Schadhölzer so schnell wie möglich aus den Beständen zu entfernen, um Folgekalamitäten durch beispielsweise den Borkenkäfer frühzeitig vorbeugen zu können um das rasante Absterben unserer Wälder zu verhindern.